Schifffahrt & Seetransport

Erfahrung

„Die maritime Wirtschaft ist infolge der globalen Finanzkrise durch eine ihrer schwersten Zeiten gegangen. Auch aktuell sind die Herausforderungen – nicht zuletzt durch die Corona-Krise – nach wie vor hoch. Hinzu kommt die notwendige Transformation der Branche aufgrund der digitalen Entwicklung und der gewachsenen Umwelt- und Klimaanforderungen.“

Riaz K. Janjuah
 

Die Frachtschifffahrt boomt. Die Auftragsbücher sind voll, die Schiffe ausgelastet, die Preise für Container hoch. Während die Weltwirtschaft noch unter dem Schock der letzten Pandemie-Welle steht, zeigt das Geschäft der Fracht-Reedereien eine schnelle und völlig unerwartete Erholung. Der Hunger der Verbraucher nach neuen Waren wächst und damit auch der nach Containern, in denen die Konsumgüter, die großteils in Asien produziert werden, gen Westen transportiert werden. Die Nachfrage wächst so schnell, dass das Angebot an Frachtraum nicht mithalten kann. Unternehmen in Europa, die auf Nachschub aus China angewiesen sind, schauen sorgenvoll auf Engpässe und explodierende Preise in der Logistikkette. Sendungen kommen derzeit verzögert an, weil Häfen überfüllt sind und Containerschiffe voll ausgelastet fahren. Die Kosten für den Warentransport steigen unaufhörlich.

Die Lage der deutschen Werften ist schwierig. Corona trifft das Geschäft mit Wucht. Die Hiobsbotschaften aus der deutschen Schiffbaubranche und Teilen der Zuliefererindustrie häufen sich. Gut die Hälfte der weltweit benötigten Schiffe wird in Europa geordert. Trotzdem quälen sich die europäische und die deutsche Schiffbau-Industrie seit Jahrzehnten durch eine Dauerkrise. Im vergangenen Jahrzehnt ist die zivile Schiffbauproduktion in Deutschland um gut 70 Prozent geschrumpft. Traditionsreiche Werften bauen Arbeitsplätze ab, sind auf staatliche Kredite angewiesen. Auf deutschen Werften sind im zivilen Bereich in den vergangenen Jahren fast nur noch Kreuzfahrtschiffe oder Super-Yachten entstanden. Diese anspruchsvollen Schiffstypen sind der Rettungsanker einer ganzen Branche. Doch durch die Corona-Pandemie ist die Nachfrage nach Kreuzfahrtschiffen unerwartet und plötzlich zusammengebrochen. Und so wurde aus dem Rettungsanker eine Falle. Deutschland und Europa müssen Schiffbaufähigkeiten bewahren, um im Krisenfall unabhängig zu sein. Das kostet Geld, sichert aber auch heimische Arbeitsplätze. Denn noch beschäftigt die maritime Industrie hierzulande gut 20.000 Menschen direkt auf den Werften. Zusammen mit den Zulieferbetrieben sind es sogar 200.000 Menschen, trotz Dauerkrise.

Analysieren und Optimieren

Im maritimen Bereich sind die Herausforderungen für den Insolvenzverwalter besonders komplex. Ob See- oder Binnenschifffahrt, Ein- oder Mehrschiffgesellschaften, Werften oder Schiffsausrüster, einfache oder doppelstöckige Publikumsfonds: Die Anwälte von White & Case haben das Know-how und die Erfahrung, diese Aufgaben optimal zu bewältigen. Unsere international aufgestellten Spezialisten analysieren jeden Fall, strukturieren ihn unter Berücksichtigung der Interessen der beteiligten Parteien und erarbeiten tragfähige Konzepte sowie deren Umsetzung.

Konkret heißt das: Wir stabilisieren zunächst den Geschäftsbetrieb in enger Abstimmung mit den Hauptgläubigern und dem nautischen und technischen Management. Danach suchen wir international nach Käufern (bei mehreren gleichwertigen Interessenten auch im Bieterverfahren), leiten den Verkauf der Schiffe in die Wege, übernehmen persönlich die Vertragsverhandlungen und begleiten die Übergabe. Wir lotsen alle Beteiligten sicher durch die verschiedenen Vertragswerke, wie Charter- und Kaufverträge, die – entsprechend der internationalen Gepflogenheiten im Shipping – nahezu ausschließlich englischem Recht unterstellt sind.

Alle Schiffsverkäufe, die durch uns vorbereitet wurden, konnten erfolgreich abgewickelt werden.

Restrukturierung und Schiffsbetrieb

Oberstes Gebot bei Schifffahrtsgesellschaften ist: „Das Schiff muss fahren.“ Denn nur bei reibungslosem Schiffsbetrieb kann der Wert der Schiffe erhalten und der zum Teil substanzielle Kostenaufwand zumindest teilweise gedeckt werden. Aber auch im Fall beschäftigungs- und damit einnahmeloser Schiffe entwickeln wir Strategien zur Kostenreduzierung bei gleichzeitigem Werterhalt des Assets. Im Bereich von Werften ist entscheidend, die Kunden von einer weiteren Zusammenarbeit zu überzeugen. Hier hat häufig die Fertigstellung des Auftrages oberste Priorität. Regelmäßig haben die Kunden bereits den Bautenstand übersteigende Zahlungen geleistet, die in der Insolvenz „verloren“ sind. Arbeiten nach Insolvenzantrag sind durch den Kunden ggf. erneut zu vergüten. Hier gilt es, die verschiedenen Interessen auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen und z.B. durch ein Milestone-Verfahren Vertrauen beim Kunden zu schaffen, dass die neu investierten Gelder nicht wieder verloren sind. Ein dauerhafter Erhalt des Betriebes nebst Arbeitsplätzen – auch bei Subunternehmern – ist dabei ein wesentliches Ziel. Wir prüfen zudem, ob durch eine Neuausrichtung ggf. weitere Geschäftsfelder erschlossen werden können, die eine tragfähige Zukunftsperspektive für das Unternehmen bieten.

Insbesondere das Schicksal einer Einschiffsgesellschaft ist untrennbar mit dem Betriebserfolg ihres einzigen Wirtschaftsgutes, des Schiffes, verknüpft. Gerade die Restrukturierung solcher Einschiffsgesellschaften folgt aber ganz eigenen Regeln. Eine Neuausrichtung des Schiffsbetriebs oder eine Einsparung von z.B. Personalkosten sind erfahrungsgemäß nur schwer durchführbar.

White & Case-Partner haben mit ihrem Team eine große Anzahl von Einschiffsgesellschaften sowohl in Insolvenzverfahren als auch beratend begleitet. Die Fortführung des Schiffsbetriebs haben wir dabei mit unterschiedlichen Maßnahmen gesichert: mit der Durchführung erforderlicher Klassedockungen, dem Abschluss neuer Charterverträge, der Reduzierung von Aufliegekosten oder in der Auseinandersetzung mit Gläubigern.

Ausgewählte Verfahren