Deutsche Steinzeug vollzieht Einstieg eines strategischen Investors unter Aufsicht des White & Case Partners Dr. Biner Bähr
Bonn/Alfter-Witterschlick – Unter Aufsicht des White & Case Partners Dr. Biner Bähr als Sachwalter ist es Deutschlands größtem Baukeramik-Hersteller, der Deutsche Steinzeug Cremer & Breuer Aktiengesellschaft („Deutsche Steinzeug“), gelungen, ihren Geschäftsbetrieb an die Meta Wolf AG zu veräußern. Die Vereinbarung zum Kauf der wesentlichen Vermögenswerte war bereits im Juni 2024 unterzeichnet worden, stand aber bislang unter verschiedenen Bedingungen. Diese Bedingungen sind zwischenzeitlich alle erfüllt. Die Übernahme wurde daher zum 1. Oktober 2024 vollzogen. Etwa 730 Arbeitsplätze bleiben bundesweit erhalten, rund 240 Mitarbeiter erhalten die Möglichkeit, sozialverträglich in eine Transfergesellschaft zu wechseln.
Die im Jahr 1890 gegründete Deutsche Steinzeug hat sich auf keramische Belagsmaterialien spezialisiert. In vier deutschen Werken in Nordrhein-Westfalen (Alfter-Witterschlick), Rheinland-Pfalz (Ötzingen und Sinzig) und Bayern (Schwarzenfeld) entwickelt und produziert das Unternehmen insbesondere Fliesen für Sanitär- und Küchenbereiche, Schwimmbäder, Außenfassaden und Architekturprojekte sowie Bodenbeläge im Key-Account-Segment. Für das Geschäftsjahr 2024 wird ein Umsatz von mehr als 120 Mio. Euro erwartet. Gut 40 % des Umsatzes wird durch den Export erwirtschaftet.
Aufgrund der anhaltend schwierigen Marktlage in der Bauwirtschaft hatte die Deutsche Steinzeug im Februar 2024 einen Antrag auf Eröffnung eines Verfahrens zur Sanierung in Eigenverwaltung gestellt. Das Amtsgericht Bonn hat daraufhin Herrn Rechtsanwalt Dr. Biner Bähr zum Sachwalter bestellt. Der Geschäftsbetrieb wurde in der Folge vollumfänglich fortgeführt und restrukturiert.
Die börsennotierte Meta Wolf AG mit Sitz in Kranichfeld investiert in digitale und ökologische Transformationsprojekte im Bauwesen und hat sich zum Ziel gesetzt, zukunftsfähige Produktionsarbeitsplätze in Deutschland zu erhalten und neu zu schaffen. Dazu fokussiert sich das Unternehmen auf energieintensive Produkte, die unter Einsatz der Meta Wolf Solartechnologie klimaneutral hergestellt werden können. Die Synergien zwischen der Deutsche Steinzeug und der Meta Wolf-Gruppe, insbesondere in den Bereichen Digitalisierung und grüne Technologie, eröffnen neue Perspektiven für die Keramikproduktion in Deutschland. „Unsere Vision ist es, die Herstellung von Fliesen sukzessive zu elektrifizieren und damit zu dekarbonisieren sowie die notwendige Transformation zu schaffen, die auch schon in anderen Industrien wie Stahl und Zement angestoßen wurde. Das geht nicht von heute auf morgen, sondern ist ein langer Weg, den wir aber bereit sind zu gehen und in den wir massiv investieren. Darin liegt auch die Chance, die Fliese gegenüber anderen Belagsmaterialien und Baustoffen konkurrenzfähiger zu machen und Marktanteile zu gewinnen,“ erläutert CFO André Schütz die Zukunftspläne der Meta Wolf AG.
Ein zentraler Punkt für die Entscheidung, die Deutsche Steinzeug an die Meta Wolf AG zu veräußern, war für Dieter Schäfer, CEO der Deutsche Steinzeug, der Erhalt aller vier Produktionsstandorte in Deutschland und die Fortsetzung der Architektur- und Objektphilosophie. „Schon in unseren ersten Gesprächen war klar, dass Sandy Möser (CEO) und André Schütz unsere strategische Ausrichtung sofort verstanden haben und uneingeschränkt teilen. Unsere Stärke liegt in der Breite des Produktportfolios, das es uns ermöglicht, unseren Kunden, Architekten und Planern ganzheitliche Lösungen für ihre Projekte bieten zu können. Das bleibt auch künftig erhalten.“
Dr. Biner Bähr erklärt abschließend: „Dass so viele Arbeitsplätze erhalten werden können, freut mich sehr. Die Rettung des Traditionsunternehmens Deutsche Steinzeug zeigt, was mit dem deutschen Insolvenz- und Restrukturierungsrecht erreicht werden kann, wenn alle Beteiligten mit Engagement und Professionalität vertrauensvoll zusammenarbeiten. Mein Dank gilt den Kunden und Lieferanten, die dem Unternehmen auch in dieser schwierigen Zeit die Treue gehalten haben, vor allem aber auch der gesamten Belegschaft, deren Expertise und Einsatz den Weg für diese erfolgreiche Sanierung bereitet haben.“
Dr. Biner Bähr ist einer der erfahrensten und bekanntesten Restrukturierungsanwälte in Deutschland und wird häufig mit komplexen Konzernsanierungen betraut. Zuletzt hat er unter anderem den internationalen Modekonzern Ahlers in Herford und die Kosmetikkette The Body Shop in Deutschland erhalten können.
Zum White & Case Team bei der Sanierung der Deutsche Steinzeug gehören auch der Partner Dr. Daniel Schwartz und die Associate Svea Stratmann (Insolvency & Restructuring, Düsseldorf).
Als Generalhandlungsbevollmächtige für die Deutsche Steinzeug sind die Rechtsanwälte Detlef Specovius und Michael Böhner (beide Insolvenzrecht) aus der Kanzlei Schultze & Braun tätig. Zu dem dortigen Team gehören auch Dr. Christoph von Wilcken (M&A), Alexander von Saenger und Seraphim Ung Kim (beide Arbeitsrecht) sowie Guido Koch (betriebswirtschaftliche Planung).
Bei den Verkaufsverhandlungen hat auf Seiten der Deutsche Steinzeug die Kanzlei Heuking um die Partner Prof. Dr. Georg Streit, Dr. Marc Scheunemann und Dr. Ulrich Jork beraten.
Mit der Durchführung des strukturierten Investorenprozesses war die Roland Berger GmbH beauftragt (Dr. Jörg Eschmann, Dr. Kai-Stefan Schober, Andreas Grille, Markus Held, Christian Ruppert und Pascal Lortz).
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